Eisenerz,-  Fluß- u. Schwerspatgrube Trusetal

Die Anfänge des Trusetaler Bergbaues sind im Eisenerzbergbau zu finden.

Archäologischen Funden zufolge wurden die oberflächennahen Teile der Erzlager zwischen Seligental, Trusetal, Bad Liebenstein und Steinbach schon vor über tausend Jahren abgebaut.

Mit der urkundlichen Nennung des Steinbacher Ortsteils Ottinroda, dem heutigen Atterode als blühende Bergarbeitersiedlung im Jahre 1183 sind bergbauliche Aktivitäten erstmals erwähnt.

Mit zwei Eisensteingruben am Wallenberg wird der Bergbau für Trusetal 1316 erstmals urkundlich belegt, 1340 werden weitere Gruben am Stahlberg bei Seligenthal dokumentiert. Ab 1522 ist auch der Abbau von Gold, Silber und Kupfer belegt.

Die die Eisenerzgänge begleitenden Fluß- u. Schwerspatgänge wurden ab 1880 in der Grube Mommel mit hereingewonnen.

1841 - 1876 werden von den Gewerkschaften Hühn drei Stollen auf mehrere Schwerspatgänge vorgetrieben, ab dem Jahre 1900 baut die Grube dann  ausschließlich auf Schwerspat.

Mit dem steigenden Bedarf an Fluorprodukten seitens der chemischen und stahlerzeugenden Industrie wird ab 1910 auch auf der Grube Steinbach Flußspat abgebaut, der Eisenerzbergbau läuft hier 1956 mit Erschöpfung der Lagerstätte aus. Die Spatgänge wurden im Bereich der Grube Steinbach bis zu einer Teufe von 510m aufgeschlossen und bis zur Einstellung des gesamten Trusetaler Bergbaues 1991 bis auf 410m Teufe abgebaut.

Nach dem zweiten Weltkrieg werden 1948 die Gruben Armenius, Stahlberg und Klinge vereinigt und firmieren nun unter dem Namen

VEB Eisenmanganerzbergwerke Schmalkalden.

Im Jahre 1955 wird der Eisenerztagebau Kochenfeld eröffnet.

1950 - 1955 Bau der Aufbereitungsanlage Trusetal, 1953 wird die Grube Mommel und 1954 auch die Grube Hühn in die VEB eingegliedert.

Ebenfalls 1954 geht die Seilbahn zwischen der Aufbereitung und dem Verladebahnhof Auwallenburg an der Bahnstrecke Schmalkalden - Brotterode in Betrieb.

Mit Angliederung der Fluß- u. Schwerspatbergwerke Ilmenau/Gehren erfolgt 1964 die neuerliche Umbenennung der Trusetaler Betriebe in VEB Thüringer Spat- u. Eisenerzbergwerke Schmalkalden.

Ab 1969 Abteufen der 150 Meter tiefen Zentralrolle mit Großlochbohrgerät im Tagebau Kochenfeld, zeitgleich beginnt die Auffahrung der

fast 2km langen Förderrampe (Schrägstollen).

Die Grube Stahlberg wird abgeworfen, die Gruben Hühn, Mommel, Klinge und Kocherfeld werden durch Verbindungsstrecken an die künftige Zentralrolle angeschlossen.

1974 werden die Förderrampe und die Zentralrolle in Betrieb genommen, alles auf den vorgenannten Gruben gewonnene Haufwerk gelangt nun auf diesem Weg direkt zur Aufbereitung.

Zur Haufwerksförderung in der Rampe kamen anfangs drei  aus Schweden importierte Kiruna-Trucks zum Einsatz (bis ca. 1980),

später wurden diese Fahrzeuge durch DDR-Eigen(nach?)bauten,

sogenannten STF-1 (Schwerlasttransportfahrzeug) ersetzt.

Im Jahre 1978 begannen im südöstlichen Teil des Revieres die Vorarbeiten zur Errichtung der neuen Schachtanlage Gieselsberg, 1980 entstanden auf dem neuen Grubenplatz ein Zechenhaus, eine Maschinenhalle, Werkstatt und Heizungsgebäude sowie eine Trafostation.

1987 wurde am Gieselsbergschacht eine vormontierte Trommelfördermaschine eingehängt, doch schon 1989 wurden der Schachtkopf und die Vorteufe konserviert und 1990 alle weiteren Arbeiten an der zu 70% fertigen Schachtanlage eingestellt.

Mit der "Wende" 1989 und den damit verbundenen Wirtschaftlichkeitsbedürfnissen kam auch das Aus für die Trusetaler Bergbaubetriebe.

Während die Förderung der Grube Hühn schon 1990 eingestellt wurde, zogen sich letzte Stilllegungs- u. Verwahrarbeiten in den verbliebenden Gruben noch bis 1991 hin.

Siebenhundert Beschäftigte verloren ihre Arbeit.

Von 1950 bis 1990 wurden im Trusetaler Revier über 6 Millionen Tonnen 

Roh- u . Aufbereitungserz sowie fast 2,5 Millionen Tonnen Fluß- u. Schwerspat gewonnen, wobei alleine die Grube Hühn über zweidrittel der Spatgesamtförderung  ausbrachte.

Die Gruben gelten zur Teufe als nicht ausgeerzt, jedoch lassen die Voraussetzungen auf dem Weltmarkt eine wirtschaftliche Förderung in größeren Teufen aus heutiger Sicht nicht zu.

Bis auf wenige Gebäude - so z.B. das ehemalige Verwaltungs/Bürogebäude und ein Werkstattgebäude - sind alle Bauten der Aufbereitung abgerissen, die Stollenmundlöcher verwahrt.

Von der Verladeanlage am ehemaligen Bahnhof Auwallenburg ist ebenso wie von der Bahnstrecke nichts mehr zu sehen, dichte Vegetation beherrscht das Gelände heute.

Ein Teil der Grube Hühn wird als Besucherbergwerk betrieben,

der im Ort Trusetal zu Tage tretende "Tiefe Stolln Mommel" entwässert heute einen großen Teil des bis auf dessen Niveau angestiegenem Grubenwasser und ist ebenfalls verschlossen. 

 

 

Folgende historische S/W- Aufnahmen sowie auch einige Informationen zu den gezeigten Fahrzeugen wurden mir freundlicherweise von

Herrn Christian Rein zur Verfügung gestellt:

Mundloch Tiefer Stolln Mommel, heute Vorfluter und Hauptwasserlöser
Mundloch Grube Hühn, heute Besucherbergwerk
Verladesilo der Grube Hühn

Ein kurzer Einblick in die Förderrampe:

Grube Trusetal, Förderrampe

Links zum Thema:

Bergmannsverein Erfurt e.V.

Grube Hühn (Besucherbergwerk)