Verhaltensempfehlungen im Altbergbau

Das Betreten von Altbergbau durch Unbefugte ist in Deutschland je nach Bundesland unterschiedlich geregelt und oft eine rechtliche Grauzone.

In Sachsen z. B. wird an den gesunden Menschenverstand appelliert und Befahrungen in offene (nicht abgesperrte) alte Grubenbaue sind nicht generell verboten,

in Thüringen gibt es ein Hohlraumgesetz das diese Sache deutlich regelt und in Bayern ist es nahezu unmöglich, halbwegs legal in alte Gruben einzufahren.

Meist ist das Betreten des Altbergbaus durch Unbefugte bereits aus Haftungsgründen verboten.

Oft befindet sich der Altbergbau innerhalb von Privat - bzw. Firmengrundstücken, hier sollte man sich unbedingt vor dem Betreten mit dem Grundeigentümer absprechen.

Gerne wird ehemaliges Bergbaugelände als Naturschutzgebiet ausgewiesen, was schon ein Verlassen der Wege verbietet und bei Nichtbeachtung mit Strafverfolgung geahndet werden kann.

Nicht zuletzt birgt der Altbergbau viele Risiken, welche zu schweren Verletzungen oder dem Tod führen können!

Solltest du aller Warnungen zum Trotz dennoch in ein altes Bergwerk einfahren beachte bitte folgendes, um dir selbst und anderen die Freude am Altbergbau nicht zu verderben:

 

Befahre niemals alleine ein altes Bergwerk!

Bergbau war noch nie EINES Mannes Sache, dies gilt besonders im Altbergbau!

 

Komme und gehe so unauffällig und ungesehen wie möglich, selbst wenn du eine Genehmigung des Grundeigentümers, der Naturschutzbehörde, des zuständigen Bergamtes oder wem auch immer haben solltest.

Neugierige Nachbarn gibt es überall!

 

Zerstöre nichts, brich nichts auf, lass außer deinen Fußspuren nichts zurück (z. B. deinen Müll) und nimm nichts mit (z. B. Bergbaugegenstände, Mineralien, Sinter).

 

Untertage stets ausreichend Abstand zu den Mitbefahrern einhalten!

Es ist schlimm genug, wenn einer verunglückt.

Die anderen Kameraden könnten dann noch helfen.

 

Führe mindestens drei voneinander unabhängige Lichtquellen zur  Befahrung mit. Idealerweise eine Lampe fest montiert auf dem Helm, auf dessen Rolle noch eingegangen wird!

Natürlich auch genügend passende Reserveakkus oder Batterien.

Alte Batterien und anderen Müll bitte nicht Untertage entsorgen,

was man reinträgt kann man auch wieder mit nach draussen nehmen.

Kerzen/Teelichter, Fackeln oder ähnliches offenes Geleucht sind im Altbergbau fehl am Platz!

Diese Dinge mögen romantisch wirken, aber sie produzieren kein wirklich gutes Licht, sie rußen, rauben dir den Sauerstoff und könnten in so manch alter Grube für eine explosive Stimmung sorgen.

 

Sorge für geeignetes Schuhwerk bei der Befahrung!

Es kann höchst unangenehm werden, tief in einem Altbergbau mit dem in einen Turnschuh gehüllten Fuß in einen rostigen Schienennagel oder dergleichen zu treten.

Feste, über knöchelhohe Bergschuhe oder Gummistiefel mit Stahlsohle/Stahlkappe und Profil sind die bessere Wahl!

 

Im Gegensatz zu einem Spaziergang durch die Fußgängerzone bewegt man sich in einem alten Bergwerk dreidimensional.

Soll bedeuten, das alle Sinne, Augen und Ohren* stets auf jeden einzelnen Schritt gerichtet sein sollten und du auch alle paar Meter die Firste (der Teil über deinem Kopf) beachtest und einschätzt.

Trotz Vertrauen zum neuen Helm. (Abb. 1)

Abb. 1) Ablöser aus einer Kluft. Hier hätte auch der beste Helm nicht mehr geholfen

Der Helm schützt deinen Kopf aber nicht nur vor Steinschlag bis zu einer gewissen Korngröße, sondern öfter davor, das du dir keinen unerwünschten Scheitel in deine Designerfrisur kerbst.

 

 

 

 

Abb. 2) Sieht noch gut aus, sollte aber keinesfalls benützt werden. Nach über 50 Jahren ist garantiert der Wurm in der Fahrte drin.

Benütze keine alten Fahrten (Leitern) aus Holz!(Abb. 2)

Auch wenn diese optisch noch einwandfrei erscheinen und die ersten Sprossen Halt geben, irgendeine Sprosse gibt nach und dann.....!

Eiserne Fahrten sind zwar deutlich langlebiger, jedoch auch bruchanfällig.

Abb. 3) Eine kaum erkennbare Holzabdeckung über einem wassergefüllten Gesenk. Besser nicht betreten!

Vorsicht auch bei hölzernen Bühnen oder Abdeckungen auf der Sohle, welche im Laufe der Zeit zudem oft mit einer Schicht Geröll überdeckt wurden und auf den ersten Blick nicht immer erkennbar sind. (Abb. 3)

(*Hier kommen die Lauscher zum Einsatz, auf veränderte Schrittgeräusche achten!)

Betrete niemals solche Holzbühnen, oft befinden sich darunter mehrere Meter tiefe Schächte!

Abb. 4) Zwar nicht aus Holz, aber dennoch könnte weitere Masse aus der Rolle ausfließen und die Strecke gänzlich versperren.

Respekt sollte auch hölzernen Rollen(schnauzen) gezollt werden, diese könnten plötzlich und ohne Vorwarnung durchbrechen und mit ihrem Inhalt den kompletten Streckenquerschnitt verschließen. (Abb. 4)

Generell sollte man alten Holzaus- u. einbauten keinerlei Vertrauen                                                                     schenken.

Abb. 5) Strecke in Türstockausbau und Trockenmauerwerk durch Bergeversatzmassen mit ersten Druckerscheinungen. Vorsicht!

Auch künstlich errichtete Seitenwände - z. B. Trockenmauerwerk - sollten immer kritisch beäugt werden.

Meist befinden sich dahinter etliche Tonnen loses Gestein, welches gegen die Wände und somit in Richtung der Strecke drückt.

Meide Bereiche, in denen solche Wände eine deutliche Bauchbildung zeigen! (Abb. 5)

Vor längeren Befahrungen kann es nützlich sein, sich über den aktuellen Wetterbericht zu informieren.

Besonders in klüftigem Gebirge kann starker und andauernder Regen oder eine Schneeschmelze schnell nach Untertage durchdringen, Strecken überfluten und dir eventuell den Rückweg abschneiden.

Beim Fahren durch überflutete Strecken auf Untiefen im Wasser achten!

Ein plötzlicher Wetterumschwung Übertage kann in ausgedehnten Grubengebäuden mit mehreren Tagesöffnungen auf verschiedenen Niveaus zu einer längeren Unterbrechung und Umkehr des Wetterstromes führen.

 

Nicht jeder führt bei seinen Befahrungen einen heute durchaus erschwinglichen Gaswarner mit sich, deshalb für Befahrer ohne Meßgerät oder jene mit Meßgerät, welches aber dummerweise nicht richtig skaliert ist:

Wenn du in einer Strecke, einem Abbau, einem Schacht oder einem Stollen ohne besondere körperliche Belastung plötzlich einen Schweißausbruch, erhöhten Puls oder/und Kopfschmerzen bekommst, ist dies meist ein Zeichen völlig fehlender Bewetterung und möglicherweise einer dadurch verursachten Ansammlung von gesundheitsschädlichen Gasen.

In diesem Falle solltest du sofort, jedoch ohne Hast oder Panik den Rückweg antreten.

Abb. 6) Dummheit pur! Als würde ein Pfeil nicht ausreichen.....

Zur Orientierung Untertage benütze Papierpfeile (die verrotten mit der Zeit) oder reflektierende Folienpfeile, die du an Abzweigungen oder bei einem Richtungswechsel gut sichtbar ablegst und auf dem Rückweg natürlich wieder einsammelst.

Eine gute Lösung zur Orientierung ist auch die Errichtung von Steinzeichen (Steinmännchen) oder das Auslegen von Holzstückchen (gibts beides kostenlos in fast jedem alten Bergwerk) in Pfeilform.

Auf keinen Fall solltest du Farbpfeile oder dergleichen mit einer Spraydose an die Wände sprühen! Dies ist ein absolutes "No go"!

(Abb. 6)

Wer Probleme mit dem Orientierungssinn hat, sollte ohnehin zuhause bleiben.

Hinterlasse für eventuelle Notfälle immer bei einer Person deines Vertrauens wo du eingefahren bist, wieviele Personen an der Befahrung teilnehmen und wie lange du denkst, Untertage zu bleiben.

Unterrichte deine Vertrauensperson darüber, wen diese im Notfall alarmieren soll.

Als Nothelfer sollten nach Möglichkeit immer zuerst gute Bekannte oder Freunde mit Kenntnis der Materie und Örtlichkeit fungieren.

Ist dies nicht möglich, müssen offizielle Retter ran.

 

Untertage vergeht dein Zeitgefühl schnell, wirf hin und wieder einen Blick auf deine Uhr.

Setze die Alarmierungszeit nicht zu knapp -  Faustregel ist hier die angenommene Befahrungszeit plus 1 - 3 Stunden (bei der Bemessung des Zeitrahmens kommen oft mehrere Faktoren zum tragen) -, sonst könnte es für dich teuer werden, wenn deine Vertrauensperson zu einer offiziellen  Rettungsaktion blasen muß, nur weil deine Rückmeldung seit 30 Minuten überfällig ist.

Da sind dann mal schnell etliche tausend Euronen fällig, ganz zu schweigen von dem Ärger mit den Behörden den du dann hast.

Brich die Befahrung also besser ab und mache dich auf den Weg nach Übertage, wenn du merkst, das die geplante Befahrungszeit analog zur Alarmzeit nicht ausreichen wird.

Bedenke bitte, daß normale Handys und anderer satellitengestützter Kram Untertage nicht funktionieren, schon gar nicht im Altbergbau.

Zudem gibt es leider immer noch Landschaften hierzulande, wo gar kein Handyempfang möglich ist, was bei der Zeitplanung auch berücksichtigt werden sollte.

 

Die Fledermausschutzzeit vom 1. Oktober bis 31. März und ein damit einhergehendes Betretungsverbot aller unterirdischen Hohlräume sollte ebenfalls beachtet und toleriert werden!

 

Die Gefahren in einem Altbergbau können so vielfältig sein, daß es den Rahmen sprengen würde hier alle aufzuzählen.

Das Beste ist natürlich, bei einer Befahrung immer aufmerksam zu sein, nichts zu riskieren und nach der glücklichen Ausfahrt gleich bei der Vertrauensperson Meldung zu machen. 

Einen Stollen oder andere Teile eines stillgelegten Bergwerkes aus Unsicherheit oder wegen eines schlechten Bauchgefühles nicht zu befahren hat nichts mit Feigheit zu tun, sondern zeichnet vorhandenes Verantwortungsbewußtsein sich selbst und anderen gegenüber aus.

Denn alte Bergwerke sind keine Abenteuerspielplätze und schon gar keine Orte für pupertäre Mutproben. 

 

Beherzigst du diese Empfehlungen und achtest darauf,

das Nichts und Niemand zu Schaden kommt,

wirst du und die Befahrer nach dir

immer Freude an euren Befahrungen haben.

 

So, genug Moral gepredigt!

 

Glück auf!