Flußspatgrube Hermine

Die Flußspatgrube Hermine bei Lissenthann in der Oberpfalz gehörte zu den am längsten betriebenen Flußspatbergwerken im Raum Wölsendorf/Stulln.

Erste bergbauliche Tätigkeiten fanden um 1500 statt. Hiervon zeugte der sogenannte Venezianer-Schacht, der bei der Auffahrung und Erkundung der Flußspatlagerstätte 1952 zufällig wiederentdeckt wurde und eine Teufe von 38 Meter einbrachte.

Gegenstand dieses frühen Bergbaues war die Suche nach Silber.

Der Bergbau auf Flußspat begann - zunächst übertägig in Schürfen und offenen Pingen - in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

1917 wurde der erste Schrägschacht mit einer Teufe von 28 Metern angelegt.

1929 Erwerb der Grube durch die Vereinigten Flußspatwerke (VAW) in Berlin.

Nach einigen Untersuchungsarbeiten stundet der Konzern 1930 aufgrund der schlechten Wirtschaftslage die Grube.

1940 wird Flußspat zum strategisch wichtigen Rohstoff. Ein 120 Meter tiefer Schacht wird 1943 abgeteuft und ein hölzerner Förderturm aufgestellt, Abbau und Förderung auf 3 Sohlen.

Infolge Stromausfalls zu Kriegsende ersäuft die Grube. Schon 1946 wird das Bergwerk wieder leergepumpt, 1948 beginnt der Abbau wieder und erreicht in den folgenden Jahren seinen Höhepunkt.

1950/52 ist Deutschland nach den USA der zweitgrößte Flußspatförderer.

1955 wird der Schacht bis zur 150m Sohle weitergeteuft, 1966 nochmals bis zur 210m Sohle und 1978 bis auf 270 Meter.

Auf verschiedenen Sohlen ist die Grube Hermine mit den Bauen der Nachbargruben Erika und Cäcilia über Strecken und Gesenke durchschlägig.

1976 brennt wegen eines Blitzschlages der hölzerne Förderturm nieder, von der bereits 1961 aufgelassenen Grube Roland wird das stählerne Fördergerüst geholt und über dem Hermineschacht aufgebaut. 3 Monate nach dem Brand läuft die Förderung wieder.

Am 27. Mai 1987 wird die Grube als letzte im Revier aufgrund Erschöpfung der Lagerstätte stillgelegt.

Zeitgleich schließt auch die bei Brudersdorf betriebene Kleingrube Helene, vulgo auch Grube Freitag nach deren Betreiber genannt.

Das Fördergut dieses mit zwei Mann über einen tonnlägigen Haspelberg betriebene Kleinbergwerk wurde dem der Grube Hermine zugeführt.

Damit endete der traditionsreiche Flußspatbergbau im Wölsendorfer Revier.

Im Jahre 2005 wird das Fördergerüst demontiert und leicht gekürzt auf dem Gelände des nahen Besucherbergwerkes "Reichhartschacht" wieder aufgebaut.

2012 finden umfangreiche Bergsicherungsarbeiten an den zu Tage austretenden ehemaligen Flußspatgängen und anderen Tagesöffnungen statt.

Der Schachtmund zum historischen “Venediger“ - Schacht wurde mit einer Betonplatte und Erdreich abgedeckt und ist ohne Ortskenntnis nicht auffindbar.

Heute (2013) ist das ehemalige Bergwerksgelände rekultiviert und in Privatbesitz.

Von den Gebäuden hat sich bis auf eine Garage und dem ehemaligen Steigerhäuschen nichts erhalten.

Soweit nicht anders vermerkt alle Bilder aus dem Jahr der Stilllegung 1987.

 

Mein besonderer Dank gilt dem letzten Betriebsleiter der Grube Hermine, Herrn Karl Weiss, welcher mir uneingeschränkten Zutritt im Betriebsgelände gewährte.

 

Daten entnommen von:

http://www.berthold-weber.de/g_hermine.htm

 

Eine ausführliche Beschreibung zum Wölsendorfer Flußspatrevier findet ihr unter

Mineralienatlas

 

Brechergebäude und Schachthalle mit Fördergerüst, davor ausrangierte Hunte
Fördermaschinenhaus, Schachthalle mit Fördergerüst und Brechergebäude
Fördermaschine
Schachttore auf der Rasensohle
In der Schachthalle
Auf der Hängebank
Brechergebäude mit Verladeschnauzen und Schachthalle mit Fördergerüst
rechts Büro, Kaue und Garagen, links das heute noch vorhandene Steigerhäuschen
Garagen und Steigerbüro, rechts das noch vorhandene Steigerhäuschen
Die gleichen Bauten wie vorher aus der entgegengesetzten Richtung. Hinter dem noch existenten Steigerhäuschen am Waldrand die bei Mineraliensuchern einst begehrte Halde
Brechergebäude und Fördergerüst, davor die Rohspathalde von der letzten Betriebszeit
Bergsicherungsarbeiten auf dem Hermine II Gang, 2012
Das am Besucherbergwerk "Reichartschacht" wieder aufgebaute und verkürzte Fördergerüst der Grube Hermine (Aufnahme 2012)