Molybdänbergwerk Höllental
Wer kennt sie nicht, die wundervolle Landschaft des Werdenfelser Landes um Garmisch-Partenkirchen im oberbayerischen Wettersteingebirge?
Unzählige Naturschönheiten, eingerahmt vom beeindruckenden Panorama der Alpspitze, den Waxensteinen und nicht zuletzt von Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, finden sich hier auf engstem Raum.
Die Partnachklamm, die Höllentalklamm, der Eibsee und der Rießersee sind - um nur einige zu nennen - bekannte Touristenmagnete .
Weniger bekannt ist jedoch, das im Schatten der Alpspitze auf der Hupfleiten in rund 1500m Höhe bereits im Mittelalter im Tagebau und kurzen Stolln Bergbau auf Eisenerz betrieben wurde.
Im Talort Hammersbach wird 1419 eine Hammerschmiede urkundlich belegt. Die Spuren dieses frühen Bergbaues sind jedoch heute nicht mehr auffindbar, im Gegensatz zu den heute noch sichtbaren Resten des ab dem 19. Jahrhundert beginnenden Bergbaues auf Blei- u. Zinkerze im Höllental.
Auf einem steilen Bergrücken etwa 500m oberhalb der Höllentalklamm entstand 1827 das Bleibergwerk Höllental. Es war damals das höchstgelegene Bergwerk Deutschlands.
Bis 1854 waren vier Stollen aufgefahren, zudem wurde in einem Tagebau am Erzausbiß unterhalb der Knappenhäuser gearbeitet.
Abgebaut wurde im klüftigen Wettersteinkalk gebundener Bleiglanz und Zinkblende, vermischt mit Gelbbleierz / Wulfenit.
Letzteres war zu damaliger Zeit technisch noch nicht verwendbar.
Die hochalpine und exponierte Lage der Grube sowie der damit verbundene schwierige Abtransport des Erzes und auch die stark zertrümmerte Erzführung verhinderten einen weiteren Aufschwung der Grube, 1854 wurde der Betrieb verkauft und wenige Jahre später eingestellt.
Bereits 1861 sollen die Anlagen stark verfallen gewesen sein.
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Stahlhärtungseigenschaften des Molybdäns erkannt wurden, rückten auch die alpinen Wulfenitvorkommen als Blei-Molybdänverbindung wieder in den Blickpunkt.
1909 ging die Grube Höllental durch Zwangsversteigerung in den Besitz der Gewerkschaft Erlenbacher Erzbergwerke über, schon 1913 übernahm die in München neu gegründete Gewerkschaft Werdenfels das Zepter.
Bis zu diesem Zeitpunkt fanden kaum technische Neuerungen im Bergwerk statt, der Abbau lag brach, die Knappenhäuser waren verfallen.
Lediglich der Knappensteig durch den Stangenwald und über die Klamm wurde dürftig unterhalten.
Der beginnende 1. Weltkrieg und die damit gesteigerte Nachfrage nach heimischen Erzen wie auch die Hoffnung auf eine große Lagerstätte begünstigten die Gewerkschaft bei der Wiederinbetriebnahme und dem weiteren Ausbau der Grube.
Das in Deutschland seltene Molybdän galt als Kriegswichtig.
So entstanden ab 1915 im hochalpinen Gelände und all seinen Wiedrigkeiten zum Trotz eine Materialseilbahn mit Verladestation , neue Unterkünfte am Bergwerk (1915), ein Wasserkraftwerk in der
Klamm (1916 -1917), ein neuer Weg in die Klamm und neben vielen Neuauffahrungen auch ein über 400m tiefer Schrägschacht (Klammaufbruch) von der Sohle des Unterbaustolln hinunter zum
südlichen Klammausgang (Durchschlag 1917) .
Ein von dort durch die Waxensteinwand nach Hammersbach projektierter Schrägstollen wurde von verschiedenen Stellen aus im Gegenortvortrieb begonnen, jedoch nicht fertig gestellt.
Das klammseitige Mundloch dieses Tiefstolln ist einige Meter über der Talsohle in der Felswand gegenüber der Kaverne des Schrägschachtes zu erkennen, bei einer Stollnlänge von ca. 40m lohnt das Hochklettern nicht.
Im Tal bei Hammersbach entstanden neben der Entladestation der Seilbahn eine Brech- u. Sortieranlage, Werkstätten und ein Haldenplatz.
Von 1916 - 1918 stand die Grube unter millitärischer Verwaltung, danach kam sie wieder in den Besitz der Gewerkschaft Werdenfels.
Die Erwartungen der Gewerkschaft erfüllten sich leider nicht, das Bergwerk gilt als ausgeerzt, neue Erzgänge konnten nicht gefunden werden.
Im Jahre 1925 erlischt die Gewerkschaft und der Bergbaubetrieb, Erzabbau fand bereits seit Kriegsende nicht mehr statt.
In den folgenden Jahren werden die Seilbahn rückgebaut und die maschinelle Ausstattung des Bergwerkes verschrottet.
Heute hat sich die Natur das ehemalige Bergwerksareal weitgehend zurück geholt.
Die untertägigen Anlagen sind bis auf die Mundlöcher und der im Berg angelegten Umlenk- u. Beladestation verbrochen, eine Befahrung ist nicht mehr möglich. Auch der Klammaufbruch (Schrägschacht) ist kurz nach der Eingangskaverne in der Höllentalklamm verschüttet.
Anstelle der ehemaligen Aufbereitungsanlage im Tal bei Hammersbach ist heute eine vom Wald gesäumte Wiese.
Erhalten haben sich die Knappenhäuser (Privat) und Teile des Einleitungskanales des Wasserkraftwerkes am südlichen Klammende der Höllentalklamm. Der Stangensteig mit seinen beiden kurzen Lawinengalerien und seiner eisernen Brücke über die Klamm
bezeugt den unteren Teil des einstigen Knappensteiges. Der obere Bereich des Steiges zwischen Klammbrücke und Unterbaustolln ist durch zahlreiche Lawinenabgänge und Steinschläge teilweise zerstört und nur sehr geübten Alpinisten zu empfehlen. Ein kleiner, landschaftlich reizvoller Umweg über die Höllentalangerhütte ist hier die bessere Alternative.
Daten und Informationen sind dem Buch
"Das Molybdänbergwerk Höllental 1907-1925" entnommen.
Autor: Peter Schwarz, Herausgeber: Deutsches Museum München
Die Aufnahmen entstanden Analog und bei teils sehr schlechtem Wetter.
Einsetzender Regen, schlechte Sicht und hohe Steinschlaggefahr im
steilen Gelände verhinderten leider eine eingehendere fotografische Dokumentation des Grubengeländes.
Wird bei besserem Wetter nachgeholt, versprochen!
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