Kupferschieferbergwerk OHS

 

Die Kupferschiefergrube OHS ist Zeitzeuge einer zwei Epochen umfassenden Kupferschiefergewinnung in dieser beschaulichen und heute land- u. forstwirtschaftlich geprägten Region.

Im Jahre 1460 wird erstmals in einer Rechnung ein Bergbau auf Kupferschiefer erwähnt, somit kann davon ausgegangen werden, dass der Beginn des eigentlichen Bergbaues schon etwas früher stattfand.

Die ersten Gruben dieser Zeit beschränkten sich auf die Tagesausbisse 

der flözartig ausgebildeten Lagerstätten, die Schürfschächte erreichten Teufen von 2-5 Meter, die von der Schachtsohle getriebenen Duckelbaue

als Abbauorte waren kaum 1m breit und 50cm hoch.

Die Häuer mussten ihre Tätigkeit mit der Krummhacke in den bis zu 5m langen und dem Flözeinfallen folgend schrägen Strebstrecken auf der Seite liegend verrichten.

Kinderarbeit war hier an der Tagesordnung, diese wurde erst in den 1860er Jahren behördlich verboten.

Nicht geändert jedoch haben sich bis zur endgültigen Einstellung des Kupferschieferbergbaues die beengten Arbeitsbedingungen im Kupferschieferflöz, auch weil moderne Abbautechnik hier kaum zur Anwendung kam.

Ab 1708 wurde der im Hangenden des bitumösen Kupfermergels liegende Kobaltrücken gezielt mit hereingewonnen, ab 1738 ging mit der Auffahrung eines 3,5km langen Wasserlösers und ersten bis zu 20m tiefen Schächten erstmals Bergbau auf Kupferschiefer und Kobalt im Feld der späteren Grube OHS um.

1850 endete diese erste Hochzeit des Kupferschieferbergbaues, auch der Bergbau auf Kobalt wurde kurze Zeit später eingestellt.

Die Gründe dieses Niederganges waren in der mangelnden verkehrlichen Infrastruktur, der technisch wenig fortschrittlichen Gruben sowie der fallenden Preise durch qualitativ besseres und kostengünstigeres Erz aus dem Ausland und der Erschöpfung der damals bekannten besten Partien der Kupferschieferflöze zu finden.

Von dieser ersten Epoche des Kupferschiefer- u. Kobaltbergbaues zeugen heute noch dicht aneinander gereihte Pingen und kleine überwachsene Halden in den Fluren der Region, auch die Mundlöcher mehrer Wasserlöser haben überdauert.

Im Jahre 1916 fanden Prospektionsarbeiten statt, zu einer Wiederaufnahme des Kupferbergbaues kam es vorerst nicht.

Erst in den frühen 1930er Jahren kamen im Rahmen der Autarktiebestrebungen die heimischen Bodenschätze wieder verstärkt ins Blickfeld. Im Rahmen dieser Prospektionsarbeiten entdeckte man zwei bis dato unbekannte Kupferschieferlager im Feld der späteren

Grube OHS und einer Nachbargrube.

1935 entstand mit der Auffahrung des Hauptflachen (Schrägstollen) und der Anlage von Betriebsgebäuden die Kupferschiefergrube OHS.

Gebaut wurde auf dem südlichen der zwei neu entdeckten Lagerteile.

Im Jahre 1938 wurde eine 915m lange Haldensturzseilbahn errichtet, sie konnte mit 40 Wagen am Seil bis zu 40 Tonnen Berge pro Stunde transportieren. Im Jahre 1939 wurde eine Transportseilbahn zwischen der Grube OHS und einem Nachbarschacht zu der 9120 Meter entfernten Kupferhütte in Betrieb genommen. Diese Seilbahn mit ihren 74 Stützen war damals die längste Industrieseilbahn Europas.

Die Haldensturzbahn wurde nach 1945 abgerissen.

Nach Kriegsende 1945 ruhte der Abbau von Kupferschiefer und Kobalt, per Dekret untersagten die Siegermächte den Bergbau und forderten die Flutung der Gruben.

Erst 1950 wurden aufgrund der Rohstoffknappheit im Lande die Gruben wieder gesümpft und in Betrieb genommen, die im Krieg kaum beschädigten Tagesanlagen der Bergwerke ermöglichten eine fast uneingeschränkte Betriebsaufnahme.

1952 wird als das beste Förderjahr der Grube OHS nach dem Krieg benannt.

In den letzten Betriebsjahren wurden wegen Erschöpfung der Kupferschieferflöze auch das im Liegenden des Kupferschiefers vorhandene kupferhaltige Sanderz abgebaut.

Schon 1955 kam aber das endgültige Aus für die Grube OHS und deren Nachbargrube.

Wie zum Ende der ersten Hochzeit waren auch nun die Gründe für die Einstellung des Kupfer- u. Kobaltbergbaues die Unwirtschaftlichkeit der Lagerstätte (hohe Gestehungskosten bei niedrigem Kupfergehalt) und die billiger produzierende Konkurenz aus dem Ausland.

Von 1935 - 1955 entstand ein Grubengebäude mit einer Teufe von ca. 180m, drei Sohlen, dem erwähnten doppeltrümigen Hauptflachen als zentralen Förderweg, ein Wetterflaches zur ersten Sohle, verschiedene Nebenflachen mit Strebstrecken sowie ein Wetterschacht.

Heute ist das Grubengebäude bis zur Wasserlinie (Wasserlöser) geflutet und teilweise schon stark verbrochen.

Die Tagesanlagen mit ihren braunroten Backsteingebäuden,- im Stile der 1930er Jahre Architektur den Salzgittererzschächten ähnelnd,- präsentieren sich noch heute erhalten dem Besucher. Seit den 1960er Jahren ist in den Tagesanlagen ein metallverarbeitender Betrieb angesiedelt.

Die Transportseilbahn zur Kupferhütte wurde ein paar Jahre nach der Grubenschließung abgerissen.

Es sei noch erwähnt, daß ab 1865 in Nachbarschaft einiger alter Kupferschiefergruben ein bedeutender Schwerspatbergbau betrieben wurde, zwei der damals ertragreichsten Schwerspatgruben befanden sich in dieser Region.

Mit der Schließung der letzten Schwerspatgrube 1967 endete auch die hunderte Jahre alte Bergbaugeschichte des Landkreises.

 

Literatur:

Rainer Slotta, Techn. Denkmäler d. Bundesrepublik Deutschland,

                    Band 4, Der Metallerzbergbau, 1983

 

Bilder: KE