Schwerspatgrube Margarethenglück, Erichstollen

 

Die Schwerspatlager des Spessarts bildeten sich in SO - NW ausgerichteten Gangscharen in den Bruchzonen des Tertiärs als Füllung in den Klüften und Spalten des Buntsandsteines.

Der durchnittliche Gangquerschnitt lag bei 1-3 Meter, in Ausnahmefällen wurden auch 6m angetroffen.

Bergmännisch gefördert wurde der weiße bis rosafarbene Schwerspat im Bereich des Spessart schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts, jedoch als "unnütz Gestein" beim Abbau von Kobalt, Kupfer- und Eisenerz(stein) meist auf der Halde landend.

Noch 1834 wird der Schwerspat seitens des damaligen Königlichen Bergamtes Kahl als wertlos bezeichnet.

Erst mit der aufkommenden Industriealisierung im ausgehenden

19. Jahrhundert schufen sich die verschiedensten Möglichkeiten, den Schwerspat zu verarbeiten und einer Verwendung zu zuführen.

Zu feinem Pulver gemahlen fand und findet der Schwerspat Anwendung z.B. in der Lack- u. Farbindustrie, in der Papierherstellung, als Ballast in Gewichten, in der Tiefbohrtechnik als Beschwerungsmittel, als Kontrastmittel in der Röntgentechnik, zur Abschirmung von Gamma/Röntgenstrahlung und vieles mehr. 

Mitte des 19. Jahrhunderts begann dann der gezielte Abbau des Spessarter Schwerspates, ein Zentrum war hier die Gemeinde Partenstein nahe Lohr/Main.

1860 wurden erste Schürfbescheinigungen für die Felder Katharinenbild und Masselberg ausgestellt und um 1880 der Wilhelmstollen im Schnepfental aufgefahren.

Die anfänglichen Schächte waren als Handhaspelschächte ausgestattet und erreichten Teufen von 15-20 Meter. Die zum Abbau vorgerichteten und von der Sohle der Schächte ausgehenden Strecken waren kaum länger. Das durch Sprengung gelockerte Haufwerk wurde in Laufkarren und Kübeln zutage gefördert. Eine größere Ausdehnung der Strecken wurde durch damals mangelhafte Bewetterungsmöglichkeiten und auch eine unzureichende Wasserhaltung erschwert.

Mit dem Einzug moderner Bergbautechnik gegen Ende des 19. Jahrhunderts war es nun auch im Spessarter Schwerspatbergbau möglich, in größere Teufen vorzudringen sowie längere Strecken aufzufahren.

Im Jahre 1908 wurde die auf der Verlängerung des Wilhelmstollens bauende Grube Margarethenglück gegründet. Besser bekannt wurde die Grube unter dem Namen "Schwerspatgrube Erichstolln".

1919 wurde der ca. 40 Meter Teufe einbringende Erichschacht mit Sohlen auf 21 und 37 Meter abgeteuft, ebenfalls 1919 begann man mit der Auffahrung des künftigen Hauptförderstollens Erich-Stolln vom Schnepfental aus zum Erichschacht, der 520 Meter lange Stollen

war 1922 fertiggestellt.

Wenige Meter vom Stollnmundloch im Schnepfental entfernt entstand eine Verladeanlage.

Über kurze Gesenke bestand Verbindung zu den unter der Erichstollensohle (37mS) liegenden Abbauen.

Im Jahre 1927 wurde auf der Grube Margarethenglück der doppeltrümige und elektrisch betriebene Marienschacht abgeteuft. Er hatte Sohlen auf 21, 37, 55, 69 und 77 Metern. Die 37mS (Erichstollnsohle) als Hauptfördersohle hatte zusammen mit dem Erichstolln die größte Streckenausdehnung von knapp 1000 Meter. 

Zusammen mit dem über Gesenke und Überhaun verbundenen Wilhelmstolln verfügte die Grube bis zur Betriebseinstellung über sechs Sohlen mit einer Teufe von knapp 100 Metern.

Fehlende Aufschlüsse und günstigerer Schwerspat auf dem Weltmarkt sowie letztendlich ein Blitzeinschlag mit folgendem Brand der Schachtgebäude des Marienschachtes führten 1948 zur Einstellung des Betriebes, der Schacht wurde abgedeckt.

Bis 1964 war der Erichstolln noch auf ganzer Länge befahrbar.

Einige Bergleute der Grube Margarethenglück fanden Anstellung auf der  nur wenige Kilometer entfernt bei Rechtenbach liegenden Grube Christiane, diese schloß 1970 als letzte Schwerspatgrube im Spessart ihren Betrieb.

Heute zeugen von der Grube Margarethenglück nur noch die Fundamentreste der Schacht/Maschinengebäude des Marienschachtes sowie das Anfang des 21. Jahrhunderts neu gestaltete Mundloch des Erichstolln im Schnepfental. Letzteres ermöglicht es dem interessierten Besucher einen Blick durch das den Stolln abschließende Gitter auf die Eingeweide des Spessarts zu werfen.

Eine noch erkennbare Gleistrasse führt vom Stollnmundloch zu den Resten der ehemaligen Verladeanlage.

 

Literatur:

Geschichtswerkstatt Partenstein

 

Geotope in Bayern

 

Bilder:

JüWi

 

Mundlochbereich des Erichstolln vor den Sicherungsarbeiten