Erzbergwerk Kupferberg/Médénec CZ

Die Grube Médénec vom Kupferhübel (Médnik) gesehen

 

Der Beginn des Bergbaues am Kupferhübel (Médnik) auf dem Kamm des tschechischen Erzgebirges wird bereits im 10. Jahrhundert vermutet, als erwiesen ist er für den Beginn des 15. Jahrhunderts.

Die Siedlung Médénec (Kupferberg) wurde 1449 erstmals urkundlich erwähnt, im Jahre 1588 wurde Kupferberg zur freien Bergstadt erhoben.

Gegenstand des frühen Bergbaues waren vorrangig Eisen und silberhaltige Kupfererze, daneben fielen Kupferkies/Pyrit und silberhaltiger Bleiglanz im harten Skarngestein an.

Nach einer ersten Blütezeit des Bergbaues im 16. Jahrhundert setzte bereits 1640 der Niedergang der Gruben infolge der Auswirkungen des 30jährigen Krieges ein, die Stadt Kupferberg wurde völlig niedergebrannt.

Nach einem kurzen Aufschwung des Bergbaues zu Beginn des 18. Jahrhunderts aufgrund steigender Nachfrage an Vitriol, Schwefelsäure und Manganerz wurde der Bergbau am Kupferhübel mit seinen rund 70 Schächten und Stollen 1807 vorläufig eingestellt.

1908 wurde der Mariahülfstolln mit seinen Malachitbauen an der südlichen Seite des Médnik als Besucherbergwerk eröffnet. In den frühen 1950er Jahren wurde der Stollen auf der Suche nach Uranvererzungen ergebnislos aufgewältigt, hierbei wurden ein großer Teil der Malachitausblühungen zerstört. 

Einhergehend mit weiteren Prospektionsarbeiten Mitte der 1950er Jahre auf sulfitische Eisenerze und Uran wurde nördlich des Kupferhübels ein sich über 4 Kilometer erstreckendes, aus fünf Lagern bestehendes, bauwürdiges und bisher unbekanntes Magnetit - Vorkommen entdeckt. (Siehe auch Erzbergwerk Kovárská)

Inmitten zweier alter Grubenfelder nordöstlich des Kupferhübels

an der 1872 eröffneten Bahnstrecke Weipert (Vejprty) - Komotau (Chomutov) begannen 1960 die Arbeiten zum Bau des neuen Bergwerkes mit dem Errichten der Tagesanlagen und dem Abteufen zweier Schächte, 

1968 ging das Bergwerk in Betrieb. 

Schacht 1 mit seinem impossanten Stahlbetonförderturm war der Förderung mit Skipgefäß vorbehalten und hatte 279m Teufe, während der in kleinerem Querschnitt abgeteufte Schacht 2 mit seinem kleinen Bockgerüst und den beiden einetagigen Fördergestellen der Fahrung diente und eine Teufe von 224,5m einbrachte. 

Es bestanden fünf Sohlen, die vierte Sohle als Hauptfördersohle war als Ringstrecke aufgefahren. Das Haufwerk wurde nahe von Schacht 1 in eine Sturzrolle entleert und einem wenige Meter tiefer auf der Subsohle (5. Sohle) installiertem Vorbrecher zugeführt. Im Anschluß wurde das vorzerkleinerte Haufwerk mittels Skipgefäß im Schacht 1 zu Tage gehoben.

Bei vollem Betrieb waren bis zu 265 Arbeiter auf der Grube beschäftigt.

Nach nur 24 Jahren Betrieb wurde 1992 der Bergbau auf Magnetit-Eisenerz wegen Erschöpfung der Lagerstätte (?) eingestellt, obwohl nur drei der bekannten fünf Linsen ausgeerzt wurden. 

Damit endete gleichzeitig eine fast 430 Jahre währende Bergbauperiode im Preßnitz - Kupferberger Erzrevier.

Zwar übernahm ein privat agierender Eigentümer die Anlagen, um mit Geotourismus, Mineralienhandel und dem Abbau und Handel von Granat und Glimmer (bis 1997) die Grube weiterbetreiben zu können, jedoch führten fehlende Absatzmärkte sowie fehlende finanzielle Mittel 1998 dazu, das sogar die Stromrechnungen nicht mehr bezahlt werden konnten und die Grube unkontrolliert absoff.

Der folgende Nacheigner war wohl eher an den Schrottwerten interessiert, vieles der Aufbereitung und anderes der über Tage vorhandenen Technik wurden "recycled".

Bis 2015 wurde das Bergwerksgelände noch von einem Wachdienst beaufsichtigt, danach fühlte sich auch hierfür niemand mehr zuständig.

Seither suchten zahlreiche Lostplacer und leider auch Vandalen das Gelände auf, der Verfall und die mutwilligen Zerstörungen schritten voran.

Womöglich entscheidet sich noch 2020 das Schicksal über die weitere Zukunft dieses in der Region einzigartigen Industriedenkmales, worauf eine jüngst erfolgte Begehung der Anlage durch die jetzigen Eigentümer sowie Mitarbeitern des Denkmalschutzes und des Kreises positiv hoffen läßt.

Auch ein Wachdienst scheint wieder präsent zu sein.

Der nur wenige hundert Meter entfernte Berg Médnik (Kupferhübel) mit seinen Zeugen des Altbergbaues zählt bereits seit 2019 zum grenzüberschreitenden Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří,

warum nicht auch diese letzte erhalten gebliebene "moderne" Schachtanlage als Zeitzeuge des jüngeren Bergbaues?

 

Nachtrag:

Die Hoffnungen, das weithin sichtbare Ensemble der Schachtanlage erhalten zu können haben sich nicht erfüllt.

Am 16.09.2022 um 09:30 wurden der Förderturm und angrenzende Silo gesprengt.

Von den Gebäuden auf dem Betriebsgelände ist kaum mehr etwas vorhanden.

 

Folgende Aufnahmen einer Befahrung der Grube

im Jahre 1997 wurden mir freundlicherweise von

Herrn Manfred Irmscher zur Verfügung gestellt!

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