Flußspatgrube Heinrich-Kocher-Stollen

Der Heinrich-Kocher-Stollen bei Wölsendorf i. d. Oberpfalz war ein kleineres Flußspatbergwerk und als Stollengrube von 1937 bis 1953 in Betrieb.

Benannt wurde die Grube nach dem seit 1923 von den damaligen Rüttgerswerken eingesetztem Betriebsleiter der Flußspatgrube Marienschacht, welche 1896 in Betrieb ging.

1927 wird die Gewerkschaft Wölsendorf gegründet und der Marienschacht - zu der vorgenannter Heinrich-Kocher-Stollen immer als Betriebsteil gerechnet wurde - wird von der Firma Riedel de Haen übernommen und Heinrich Kocher als Grubenvorstand bestellt.

Der Kocherstollen mit einer Länge von 300m erschloß einen Flußspatgang mit einer Mächtigkeit zwischen 0,80 und 1,50 Meter. Über einen Querschlag von 150m Länge und einem Bremsberg war die 30m Sohle aufgeschlossen.

Von hier sollte 1951 über ein Gesenk eine Verbindung zu dem nahe liegenden Richtquerschlag der 70m Sohle des Marienschachtes geschaffen werden, was aber entgegen anders lautenden Quellen aus Kostengründen und dem in der Teufe unbauwürdigen Gang nicht realisiert wurde.

Desweiteren führten zwei Wetterüberhauen, eines davon als Fluchtweg im Querschlag des Kocherstollens und eines von der 30m Sohle nach Übertage.

Letzteres war aber 1957 schon verstürzt.

1995-1999 wurden Teile des Kocherstollens mit hohem finanziellen Aufwand und viel persönlichem Engagement vom Bergknappenverein Marienschacht in Wölsendorf freigelegt und ein sehenswertes Besucherbergwerk eingerichtet.

2009 führte ein Bruch des Stollens kurz hinter dem Mundloch zur Einstellung des Besucherbetriebes.

In Folge wurde trotz aller Bemühungen seitens des betreibenden Vereins der Pachtvertrag mit dem Grundeigentümer nicht verlängert und eine finanzielle Unterstützung aus Leader-Fördermitteln für die ca. 40.000 Euro teure Wiederaufwältigung verweigert.

2012 wurde vom Rechtsnachfolger des Bergwerkes, der Hydro Aluminium GmbH Deutschland und dem Bergamt Nordbayern der zu Tage ausgehende Teil des abgebauten Kocherganges seines teils mit Müll vermischten Versatzes beräumt und mit Beton gesichert. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch der Stollen hinter dem Bruch im bergseitigen Teil auf drei Meter Länge zubetoniert und der Einbruchtrichter verfüllt.

Zur Krönung dieser Tatsache wurden unmittelbar vor dem Stollenmund noch Nadelholzbäumchen gepflanzt.

Somit ist dieses Bergwerk vermutlich für immer verschlossen und das einst traditionsreiche Oberpfälzer Flußspatrevier eines weiteren Zeugnisses seiner Geschichte beraubt.

 

Eine sehr ausführliche Beschreibung zu dieser und anderen Gruben des Wölsendorfer Flußspatrevieres findet ihr unter:

 http://www.mineralienatlas.de/?l=306

 

 

Stollenmundloch Heinrich-Kocher-Stollen, 1986
Alter Türstock im Kocherstollen, 1986
Querschlag Kocherstollen, 1986
Der im Mundlochbereich eingestürzte Stollen, 2012
Der mit Spreizwänden gesicherte Stollen hinter dem Bruch, 2012
Der teils mit Müll verfüllte und im Vordergrund ausgeräumte Kochergang, 2012
Der nach der Beräumung mit Zementschläuchen und Kunststoffmatten gesicherte Kochergang, 2012
Mundloch Heinrich-Kocher-Stollen, 2012
Blick vom Stollenvorplatz auf Wölsendorf und das Gelände der ehemaligen Flußspatgrube Marienschacht (Kreis), 2012